Abenteuer Krottenspitzengrat
Abenteuer Krottenspitzengrat
Die Informationen zum Krottenspitzengrat sind rar – die einen sprechen von einem Allgäuer Schmankerl, die anderen bezeichnen diesen Grat als Bruchhaufen, der absolut nicht lohnend ist. Alle sind sich jedoch einig, dass dies die längste Gratüberschreitung im Allgäu ist und einen Tag ganz locker ausfüllt.
Mit diesen differenzierten Informationen und einer sehr groben Skizze, die ich nicht als Topo bezeichnen würde, haben wir uns im Juni 2022 zu dieser Tour aufgemacht. Gegen 10:00 Uhr ging es für uns von Holzgau aus übers Mädelejoch in den Fürschießersattel. Nach einer ausgedehnten Pause in der Sonne wurde schnell das Kletterequipment vorbereitet und es konnte endlich so richtig los gehen. Die ersten paar Meter verläuft der Grat über einen breiten Grasrücken, bevor es dann schon bald deutlich ausgesetzter wird und auch mit dem schrägen Riss die erste schwierigere Stelle wartet.
Danach folgen viele Zacken und Türmchen in unterschiedlicher Felsqualität, über die es oftmals direkt drüber und nur in Ausnahmefällen dran vorbei geht. Wir sind im Flow, freuen uns über die teilweise großartige Kletterei, ohne aber zu vergessen in welch ausgesetztem Gelände wir uns bewegen. Die Zeit vergeht, wie im Flug und so langsam wird uns die Dimension dieser Tour bewusst.
Kurz nach 20:00 Uhr stehen wir dann auf dem krummen Turm, genießen die traumhaften Lichtspiele der tief stehenden Sonne und stellen fest, dass dies kein guter Biwakplatz ist. Also schnell vom Krummen Turm abseilen und auf in die nominell letzten schweren Seillängen über den Plattenpanzer Richtung Krottenspitze. „Auf der leichtesten Linie in 2 Seillängen ca. UIAA 2+ durch den Plattenpanzer“ steht im Panico Führer. Mitten in diesem Plattenpanzer, ist weder der 2. Schwierigkeitsgrad noch die leichteste Linie zu erkennen – die, die wir als vermeintlich leichteste Linie gewählt haben, war es definitiv nicht. Und so wird im goldenen Licht des Sonnenuntergangs nochmal der komplette Alpinist gefordert und wir klettern im 4. Grad durch diesen Plattenpanzer, die darauffolgende Rinne ab und im leichten Ausstiegsgelände zum Gipfel. Ein unbeschreibliches Wolkenmeer wartet nach einer kurzen Biwaknacht beim Sonnenaufgang auf uns. Nach ein paar Frühstückskeksen geht es in leichtem Gelände zur Öfnerspitze und über den Muttlerkopf zurück nach Holzgau.
Glücklich, zufrieden aber auch beeindruckt, welch großartige Touren das Allgäu zu bieten hat, fahren wir nach Hause. Was bleibt ist ein echtes Abenteuer, eine sehr lange und anspruchsvolle Tour, die je nach Zeitplan zu einer sehr tagfüllenden Aktion oder durch unser Biwak zu einem einmaligen Erlebnis wird.
Text und Bilder: Markus Sommer