2017-Algarve

Pünktlich um 06:00 Uhr hob der Eurowings-Flieger mit 21 Wanderfreunden der Sektion Ulm des DAV an Bord in Stuttgart ab und landete nach ein paar harmlosen Turbulenzen sanft um 08:45 Uhr (07:45 Uhr portugiesischer Zeit) in Faro, der Hauptstadt der Region Algarve. Dort erwartete uns die Reiseleiterin Sandra, eine reizende und kluge Portugiesin, die hervorragend Deutsch sprach, da sie in Schwenningen aufgewachsen ist und dort auch die Grundschule besucht hatte. Bei schönstem Wetter lotste sie den von Henry gecharterten Bus zunächst zu unserem ersten Reiseziel, dem schmucken Hafenstädtchen Villamora und danach an vielen Golfplätzen vorbei, nach Albufeira. Nachdem wir den ersten Ort an der Steilküste der Algarve besichtigt hatten, ging es weiter zu unserem Hotel Holliday Inn in Armacao da Pera, das wunderbar direkt am Meer gelegen ist.

Henry und Sandra hatten für den ersten Tag eine Küstenwanderung vorgesehen, bei schönstem Wetter aber mit starken Windböen. Mit unserm Bus fuhren wir an Portimäo und Lagos vorbei nach Luz. Und von dort wanderten wir zurück nach Lagos. Im April blüht es an der Algarve wie im Paradies und das praktisch jeden Tag und auf allen Wanderungen gleich schön. Auch hier oben auf der Steilküste bewunderten wir das Meer an Zistrosen, Mittagsblumen, unzählig vielen Gladiolen und Knabenkräuter. Sandra kannte jede Pflanze, jeden Strauch und jeden Baum. Nach stundenlanger Wanderung kamen wir in Lagos, der früheren Hauptstadt der Algarve an. Von dort fuhren im 15. Jh. die ersten Schiffe in Richtung Amerika. In Lagos gab es auch den ersten Sklavenhandel, den die Portugieser 200 Jahre lang betrieben.  

Sahir im Hinterland der Küstenregion war unser nächstes Ziel. Auch heute begann Sandra mit dem Spruch des Tages und erzählte uns dann während der Busfahrt viel Wissenswertes über ihr Land. Auf der über fünfstündigen Wanderung nach Alte, einem reizenden Dorf im Landesinneren, säumten wieder weiße und blaue Zistrosen, viele Ragwurzen, Schopflavendel, Affodill und ein zauberhaftes Feld von blauen Winden den Weg. Außerdem Korkeichen, Eukalyptus- Oliven- und Johannisbrotbäume, Agaven mit ihren mannshohen Blütenständer und Stechginster; es blühte und roch ganz intensiv. Am Ende ließen wir uns die Capuccini und Mandelkuchen schmecken.

Nach einem Halbruhetag, an dem wir nur Loulè besucht haben, fuhren wir am 5. Tag nach Zavial. Von dort

ging es ca. 12 km auf dem Küstenweg, hoch über der Steilküste, nach Sagres. Natürlich begleitete uns die übliche Flora, was uns aber ganz besonders beeindruckte waren die Lackzistrosen mit ihren großen Blüten und den fünf braunen Flecken auf den Blütenblättern. In Sagres erwartete uns der Bus und brachte uns zum südwestlichsten Punkt von Portugal und von Europa, dem Cabo San Vicente.

Das Monchique-Gebirge – speziell der Gipfel des Picota – war nun unser nächstes Ziel. Die Gegend ist bekannt für ihre Korkeichen. Alle 10 Jahre werden die Eichen geschält. Jeder Baum ist mit einer Zahl beschriftet, die das Jahr der nächsten Korkernte anzeigt. Die Zahl 8 beispielsweises für die Bearbeitung in 2018, die 9 für 2019 usw.. Und was blühte im Schatten der Korkeichen, wunderschöne wilde Pfingstrosen. Leider hatten wir wegen des Dunstes keine gute Sicht vom Gipfel. Zurück im Ort Monchique trafen wir auf eine Wandergruppe von „Heidecker“ und zwei Freunde unserer Seniorenwandergruppe: Hans und Dorette.

Dann war die Westküste der Algarve angesagt. Über die A 22 ging es über Vila do Bispo nach Carrapareira. Nach einer schönen Wanderung an der wild zerklüfteten Küste entlang, führte Sandra eine dezimierte Gruppe auf der Via Algarviane ins Landesinnere nach Petralva, wo sie nach weiteren 3 ½ Stunden ziemlich müde ankam.

Für die Algarve ist für heute schlechtes Wetter vorhergesagt, bald wurde es immer schöner und letztlich sogar sonnig. Am Stausee Funcho begann heute die Wanderung auf dem GR 13, der Via Algarviana, einem 300 km langen Wanderweg von der spanischen Grenze bis zum Cabo Sao Vicente. Wir hatten wieder herrliches Wetter, ja es war fast zu heiß. In Deutschland ist es dagegen ziemlich kalt und es schneit sogar. Auch in Ulm liegen unglaubliche 20 cm Schnee. Wir bewunderten das Tausendgüldenkraut und den Zungenstendel, die Neuentdeckungen des Tages. Nach 14 km waren wir wieder am Bus, der uns dann in die alte Hauptstadt der Algarve, nach Silves brachte. Auf dem mit Orchideenbäumen umstandenen Platz unterhalb des Rathauses tranken wir Kaffee, ehe die gotische Bischofs-Kathedrale und die riesige Burg besichtigt wurden.

Der 15 km lange Wanderweg von unserem Hotel über Benagil nach Carvoeiro zählt zu den schönsten Küstenabschnitten der Algarve. Herrliche Buchten, steile Felsen, riesige Überhänge, Höhlen und Auswaschungen, Felspyramiden im Meer und trichterförmige große Löcher, wo unten das Meer rauschte, reihten sich auf dem Weg aneinander. Dazu die herrliche Flora, Blumen und Blüten, Agaven mit ihren riesigen Blättern und Blüten, Pinien, kleine Kiefernwäldchen und von Sträucher dicht bewachsene Hänge, dass beinahe kein Durchkommen ist. Nach fünf Stunden erreichten wir Carvoeiro. Anschließend besuchten wir das Weingut „Ouinta dos Vales“ in der Nähe von Estombar; unter deutscher Führung mit Weinprobe. Sehenswert waren auch die vom Gutsbesitzer gefertigten Skulpturen, überwiegend nackte, vollbusige weibliche Gestalten mit formschönen aber sehr teuren Hinterteilen und verschiedene Tierfiguren, wie Elefanten und Bären, die ebenso teuer waren wie die Damen.

Nach den vielen Wanderungen, war der letzte Tag vor der Abreise der Kultur vorbehalten. Wir fuhren zunächst nach Olhao, wo die Stadt etwas zu kurz kam, dafür aber die von „Eiffel“ erbauten zwei Markthallen für Fisch und Gemüse umso mehr besichtigt und bestaunt wurden. Dann ging es weiter nach Tavira, unweit der spanischen Grenze. Sehenswert waren hier die Kirche Misericordia mit den wunderschönen blauweißen Fliesenbilder und dem mit Blattgold verziertem Hochaltar sowie der alten Römerbrücke. Zur Krönung des Tages gönnten wir uns noch eine Original, wenn auch kurze „Fado Vorstellung“. Anschließend ging es weiter wir nach Faro, der Hauptstadt der Algarve. Sandra führte uns durch die Altstadt, zeigte uns einige der insgesamt 37 Kirchen und Kapellen und die im maurischen Stil errichtete Bank von Portugal. Der Rückflug nach Stuttgart verlief problemlos, alle Koffer und der Bus waren da. Ankunft in Ulm müde und zufrieden gegen 0:30 Uhr.

Fazit: Die Algarve war allemal eine Reise wert. Begleitet durch gleichgesinnte Alpenvereinler war es ein kurzweiliges Erlebnis. Alle hatte Freude an der schönen Natur, der wunderbar blühenden Flora und den gut durchorganisierten Touren. Henry, der die ganze Reise organisiert hat, war sehr entspannt, denn Sandra an seiner Seite hatte alles im Griff. Mit ihren hervorragenden Deutschkenntnissen erklärte sie uns nicht nur die Wanderungen, sie kannte auch alle Blumen und Pflanzen, das Brauchtum, sogar die Verkehrsregeln, die Unterschiede beim Essen und vor allem die Geschichte des Landes. Alle Teilnehmer waren sehr zufrieden und freuen sich schon auf die Reise nach Nordspanien im nächsten Jahr; mehr wird noch nicht verraten.

Text: Hermann Botzenhardt

Bilder: Henry Pfleghaar

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