Der Weg des Weltmeisters

Ulmer Kader-Athleten 2016: Links Philipp Lipowitz.

Mit nur einem Fehler bei vier Schießen hat Philipp Lipowitz vom DAV Ulm  in einem spannenden Zweikampf mit dem Slowenen Alex Cisar Gold geholt. Auf der letzten Runde nahm er ihm sogar noch drei Sekunden ab und lag am Ende überglücklich im Ziel. Zumindest zittern musste der Laichinger nicht mehr lange, denn er war erst mit der Startnummer 92 ins Rennen gegangen. 99 Athleten waren am Start.

Nachdem es am Vormittag für die deutschen Damen und auch für die Ulmer Zwillinge Sabrina (52.) und Mareike Braun (71.) nicht gut gelaufen war, haute Philipp Lipowitz am Nachmittag richtig einen raus. Es war für den 21-Jährigen der erste richtige Wettkampf der Saison, da er keinen der raren Startplätze im IBU-Cup bekommen hatte und der Junior-Cup komplett gestrichen worden war.

Aber schon bei den internen Testwettkämpfen hatte der Bundespolizist gezeigt, was er draufhat. Auch wenn er immer mal wieder ein schwächeres Rennen einbaute. Klar war aber auch: Läuferisch hat der 21-Jährige erneut einen großen Schritt nach vorne gemacht. Das unterstrich er in Obertilliach noch einmal eindrücklich.

Konzentriert ging „Lipo“ die 15 Kilometer an, nicht zu schnell, aber schon mit ordentlich Zug. Im zweiten Schießen ließ er eine Scheibe, aber das sollte der einzige Fehler gewesen sein. Nach dem dritten Schießen lag Lipowitz schon auf dem dritten Platz, da waren sich in den heimischen Wohnzimmern die Vereinskollegen schon sicher: Das gibt eine Medaille. Als dann beim letzten Schießen erneut alle Kreise im Liveticker weiß wurden, herrschte Jubel daheim und an der Strecke in Obertilliach.

Als Führender ging Lipowitz zurück auf die Strecke, mit einem Vorsprung von 8,2 Sekunden auf den Slowenen Cisar. Und er schaffte es, den Vorsprung sogar noch minimal auszubauen und siegte in 38:37,1 Minuten vor Cisar (+11,2/1) und Emilien Claude (+37,9/2). Auch der Franzose kam in dieser Saison bereits im Weltcup zum Einsatz. Bis zu Platz sieben lagen alle Sportler innerhalb von einer Minute.

Doch der Schnellste war am Ende Philipp Lipowitz, der 21-Jährige, der mit seinem Bruder Florian gemeinsam am Pistenbully-Biathlonzentrum in Dornstadt die Grundlagen des Biathlon gelernt hatte. Mit dem Team des DAV Ulm hatte er 2015 seinen ersten internationalen Einsatz bei den norwegischen Jugendmeisterschaften in Liatoppen. Damals beim ersten Rennen lag ein gewisser Emilien Claude auf dem zweiten Platz, 2:41 Minuten schneller als Lipowitz auf Rang 47.

Der ältere der Lipowitz-Brüder stand lange im Schatten von Florian, der im Schüler-Alter alles dominierte. Der „kleine Lipowitz“ ist inzwischen Rad-Profi – Verletzungen haben seine Biathlon-Karriere gestoppt. Seiner zweiten Leidenschaft geht er jetzt nicht weniger ehrgeizig und erfolgreich nach.

Gemeinsam waren die Brüder ans Skigymnasium ins österreichische Stams gewechselt. Philipp Lipowitz kämpfte sich national in seinem Jahrgang immer weiter nach vorne. Er wohnt in Seefeld, ist bei der Bundespolizei und trainiert viel in Kaltenbrunn, aber auch mal zuhause in Ulm, oft in Seefeld, geht mit auf Lehrgänge der Baden-Württemberger. Ein selbstständiger Sportler, der seinen Weg sucht und findet. Im vergangenen Jahr bei der Junioren-WM in Lenzerheide musste er noch zuschauen, war zwar qualifiziert, kam aber nicht zum Einsatz, nachdem Max Barchewitz überraschend Weltmeister geworden war – im Einzel.

Nun also der Triumph in Obertilliach. Der 21-Jährige genoss die Siegerehrung samt Abspielen der Nationalhymne und strahlte hinter seiner Maske. Dieses Mal steht er im Rampenlicht - und das völlig verdient.

Am Dienstag heißt es jetzt wieder Daumen drücken: Um 11 Uhr starten die Juniorinnen, um 14.15 Uhr die Junioren. Übertragen werden die Wettkämpfe im Livestream der ARD. Mehr Berichte unterrswp.de

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