Gipfelpfade

Gipfelparade in der Silvretta am 26.-29. August 2022

Teilnehmer: Petra M., Jonathan S., Victoria S., Hartmut P., Annette W., Karsten S. mit Michael Maisch (HT-Führer)

Das alpine Schutzhaus „Wiesbadener Hütte“ liegt auf 2.443m im Ochsental am Fuß des Piz Buin und gehört der Sektion Wiesbaden des DAV.  Die Hütte war für drei Übernachtungen unsere Basis für mehrere Touren.

Freitag:

Nach 3-stündiger Anfahrt zum Silvrettastausee (2.036m) und einem knapp 2-stündigen Aufstieg mit viel Gepäck erreichten wir die Wiesbadener Hütte. Um den schönen Tag optimal aus zu nutzen machten wir uns noch auf den Weg zum Vermuntkopf (2.851m). Der Aufstieg befindet sich direkt hinter der Hütte und eignet sich perfekt für eine füllende 2-Stunden Tour mit toller Aussicht. Zurück und zufrieden mit dem ersten Tag ließen wir den Abend in gemütlicher Runde ausklingen.

Wetter: Während des Aufstiegs sonnig, im Verlauf des Tages locker bewölkt.

Abendessen: Nudelsuppe, Kassler, Knödel, Sauerkraut, Linsen Eintopf (vegetarisch), Kuchen

Samstag:

Nach dem Frühstück begannen wir den Aufstieg zum Ochsenkopf (3.042m). Leider mussten wir an der Tiroler Scharte (2.930m) unser Vorhaben abbrechen. Eine steile Geröllhalde mit lockerem Blockgestein über einem Gletschersee, welcher sich den warmen Sommer über gebildet hatte, versperrte uns den Zustieg zum Grat. Das Risiko, eine Gerölllawine auszulösen, erschien uns nach einigen Aufstiegsversuchen als zu hoch.

Sowohl beim Auf- als auch beim Abstieg hatten wir das Glück mehrere Steinböcke beobachten zu können. Zum Ausgleich für den entgangenen Ochsenkopf wiederholten wir kurzerhand den Aufstieg zum Vermuntkopf. Dieses Mal unter widrigen Bedingungen, mit Wind, Nebel, Regen und Kälte im Wechsel. Nach der Rückkehr zur Hütte hatten wir noch Zeit für ein paar Übungen zur Spaltenbergung. Währenddessen entschieden sich unsere zwei Jüngsten, wie schon am Freitag, noch ein paar Routen an den Kletterfelsen oberhalb der Hütte im 4.-6. Grad zu klettern.

Wetter: Durchwachsen, regnerisch, bewölkt, kühl und aufsteigende Nebelschwaden.

Abendessen: Kürbiscremsuppe, Rindsgulasch mit Nudeln, Spinatknödel (vegetarisch), Apfelstrudel

Sonntag:

Die Dreiländerspitze (3.197m), welche die Staatsgrenze zwischen dem Schweizer Kanton Graubünden und den österreichischen Bundesländern Vorarlberg und Tirol bildet, war unser heutiges Ziel.

Um 7:00 Uhr stiegen wir über den Vermuntgletscher in Richtung obere Ochsenscharte auf und folgten dem Normalweg. Der Aufstieg bis zum Fuße der Dreiländersitze war eine gute Übung im Umgang mit Steigeisen. Nach Überwindung der Randspalte legten wir unsere Steigeisen und den Rucksack ab, was uns die folgende Kletterei im II-ten Schwierigkeitsgrad angenehm machte. Kurz vor dem Gipfel wartet die Schlüsselstelle, eine luftige II+, die unser Tourenführer Michael durch ein Fixseil bis zum Gipfel entschärfte. Mit strahlenden Gesichtern waren wir nun die ersten am Gipfel und genossen die herrliche Aussicht. Der Abstieg verlief einwandfrei. Auf dem Vermuntgletscher trainierten wir noch Eisschrauben setzen und Jonathan bohrte eine "Abalakow-Eissanduhr" in den Gletscher. Zu viert versuchten wir diese in die Knie zu zwingen - chancenlos!

Geniale Tour - alle waren begeistert und haben sich noch den ein oder anderen Gaumenschmaus nach Ankunft bei der Hütte gegönnt. Leider hatte sich unsere Jüngste eine riesige Blase gelaufen, welche sie daran hinderte am Folgetag dabei zu sein. Sehr schade!

Wetter: Sonne, vereinzelt leicht bewölkt.

Abendessen: Nudelsuppe, Fleischpflanzerl mit Kartoffeln und Gemüse, Risotto (vegetarisch), Pudding

Montag:

Der Piz Buin, an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz, ist mit 3.312m der dritthöchste Berg der Silvretta und der höchste des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg. Dieser war unser letztes geplantes Hochtouren-Highlight.

Kurz vor 7:00 Uhr starteten wir wieder von der Wiesbadener Hütte. Zuerst mit leichtem Abstieg Richtung Seitenmoräne und über Bäche und teilweise Blockwerk weiter aufwärts. Vorbei an imposanten Felsabstürzen und Wasserfällen kamen wir nach mühsamen Zustieg zum Gletscherrand. Nach Anlegen unserer Gletscherausrüstung ging es dann in 6er-Seilschaft auf den Ochsentaler Gletscher - vorbei und über beeindruckende Gletscherspalten. An der Buinlücke ist dann Vorsicht wegen Steinschlag geboten. Unsere Steigeisen schnallten wir in ausreichendem Abstand ab und beeilten uns beim Durchqueren der "Schusszone". Alles ging gut. Am ersten Kamin standen wir dann im Stau in der Wand, denn an diesem traumhaften Tag waren schon 3 andere Seilschaften vor uns. Michael wusste, dass man den rechten Kamin auch links umgehen kann, und so kletterten wir zügig nach oben. Beide Kaminreihen sind mit dem II-ten Grad bewertet. Wieder hatten wir das Glück den Gipfel für uns ganz alleine zu haben – herrlich! Wir genossen lange den Gipfelrundblick bevor wir uns auf den Weg nach unten machten. Die Wiesbadener Hütte erreichten wir nach ziemlich genau 8 Stunden. Glücklich und tief beeindruckt von den Szenerien genehmigten wir uns zur Belohnung ein leckeres Bierchen und einen superleckeren Hüttenburger à la "Wiesbadener". Etwas unmotiviert marschierten wir danach, nun wieder mit vollem Gepäck, die 6km hinunter zu unseren Autos.

Wetter: Sonnig, teilweise leicht bewölkt.

Fazit: Super Truppe, herrliche Aussichten, konditionell fordernd und mit anspruchsvollen Klettereinlagen. Für Hochtourenanfänger mit Grundkenntnissen eine ideale Tour um aufzubauen – tausend Dank an die ganze Tourengruppe!

Text: Karsten Söns

Fotos: Teilnehmer

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