Goldener Abschluss

Schlimmer geht’s immer – unter diesem Motto haben die deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaften der Biathleten stattgefunden. Ausgerechnet in Sonnenberg zeigte sich das Wetter nämlich von seiner grausligsten Seite: Schneeregen, Orkanböen und Nebel steigerten sich an den drei Wettkampftagen im Harz täglich. Nur eine ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken: Julia Tannheimer holte sich alle Titel in der Klasse J17 – erst im Einzel, dann im Sprint und zum Abschluss auch noch im Massenstart. Das zielstrebige Talent aus den Reihen des DAV Ulm ließ sich auch von einem gebrochenen Stock im letzten Rennen nicht bremsen.

Für David Schmutz, ebenfalls er in der Jugend 17 am Start, gab es zwei Meistertitel. Nur im Sprint am Samstag musste er sich geschlagen geben, da lief weder auf der Strecke noch am Schießstand etwas zusammen. Dafür ließ er beim sturmbedingten Fehlerfestival zum Abschluss nochmal seine Willenskraft aufblitzen: Trotz neun Fehlern setzte er sich vor dem Allgäuer Marlon Eidloth (2) durch. Beide haben einst gemeinsam beim DAV Ulm ihre ersten Biathlon-Schritte gemacht.

Allerdings hat das Coronavirus, das beim vergangenen Deutschland-Pokal beim SBW-Team Einzug gehalten hatte, auch die Reihen des DAV Ulm ausgedünnt. Johanna Rauch machte beim letzten Rennen im Massenstart ihren besten Wettkampf und lief bei der J17 als Neunte in die Top Ten. Etwas treffsicherer und es hätte noch weiter nach vorne gehen können.

Bei den Juniorinnen nahm Mareike Braun den Deutschland-Pokal als Zwischengalopp zwischen IBU-Cup, IBU-Junior-Cup und der Junioren-WM in den USA, auf die auch Julia Tannheimer dank ihrer überragenden Auftritten hoffen darf. Während ihre Schwester Sabrina rätselt, warum sie in dieser Saison nicht recht auf Touren kommt (6., 5., 6.), sicherte sich Mareike Braun mit Laufbestzeit, aber schwachem Schießen (6 Fehler), Platz zwei hinter Luise Müller (Pirna). Im Sprint war es dann nur ein Fehler, womit ihr der Titel nicht zu nehmen war. Aus Gründen der Belastungssteuerung ließ die 21-Jährige den Massenstart aus.  

Bei den Frauen kämpft sich Lena Hanses Stück für Stück wieder heran. Drei vierte Plätze gab's als Lohn, mit etwas mehr Glück hätte es auch das Treppchen sein können.

Erfolgreichste Sportler waren die Bayern, die in der Breite am Samstag und Sonntag mit Steigerungen im Laufbereich aufwarten konnten. Bei den Titelkämpfen war Einheitswachs angeordnet, um die Leistungen vergleichbar zu machen. Dies bedeutet, dass die Ski vom Sportler ausgewählt und am Abend abgegeben werden. Das Wachsteam tut dann seine Arbeit, am nächsten Tag werden die Ski wieder ausgegeben. Dazwischen darf niemand ran.

Besonders dominant sind die Bayern bei den Mädchen in der ältesten Jugendklasse, wo einige schon Profis sind, andere am Übergang stehen. Charlotte Gallbronner war auf den 10 Kilometern im Einzel zwar mehr als 50 Sekunden schneller als der Rest, brachte aber das Schießen (7) wie so oft in dieser Saison nicht auf die Reihe. Es blieb ebenso wie im Massenstart nur Platz neun. Im Sprint schaffte sie es als Dritte aufs Podest.

Südwest Presse, 8.1.2022

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