Große Leiterspitze

Am 16. Februar 2019 machten wir uns zu acht auf den Weg zur Großen Leiterspitze im Lechtal. Theo ergattert mit seinem Bus den letzten der wenigen Parkplätze in Gramais. Wolkenloser Himmel, die Stimmung ist super und wir laufen direkt am Parkplatz los. Eins ist klar, wir sind nicht die einzigen Skitourengeher heute am Berg.  Langsam wird es hell, aber die Sonne erblicken wir erst nach etwa zwei Stunden Aufstieg oder besser gesagt nach etwa 30 Spitzkehren. Bis dahin laufen wir entlang dem Otterbach und einen gut eingeschneiten Latschenhang hinauf, kombiniert mit Lärchen und einzelnen Fichten. Von der Leiterspitze ist noch nichts zu sehen. Der Hang ist an dieser Stelle teils 40 Grad steil, keine Ahnung wo und wie wir hier abfahren sollen. Simone, unser Guide, führt die Gruppe zielstrebig Richtung Gipfel, viel Zeit zum Nachdenken bleibt da nicht. Norman kümmert sich geduldig um Peter und seine Spitzkehren. Wir steigen auf bis in das Joch bei Punkt 2.497 m, vermutlich nach Spitzkehre Nr. 57. Hier stärken wir uns für den nächsten Abschnitt. Wer gute Augen hat, kann jetzt schon das Gipfelkreuz erspähen. Wir steigen nach links in die Leiterscharte durch eine immer enger werdende Rinne, die wir bei der letzten Rast in der Sonne schon genau begutachtet haben. Ein Teil der Gruppe entscheidet sich, mit Harscheisen zu gehen. Ich versuche, während des Aufstiegs die nur knapp unter der Schneeoberfläche liegenden Felsen zu markieren, damit wir unsere Ski bei der Abfahrt nicht demolieren. Oben an der Scharte (nach Spitzkehre Nr. 78) zwischen Kleiner und Großer Leiterspitze machen wir das Skidepot und rüsten uns für den letzten Abschnitt. Spätestens jetzt können wir alle die Spitzkehren im Schlaf. Noch ca. 100 Höhenmeter bis zum Gipfel, das lassen wir uns nicht entgehen und klettern deshalb über Felsen und später im steilen Schneehang bis zum Gipfelkreuz auf 2.750 m. Wahnsinn, oben angekommen haben wir einen fantastischen Ausblick in alle Himmelsrichtungen. Nicht zu fassen, wir sehen einige hundert Gipfel. Jeder hat ein Strahlen im Gesicht, auch Claus, ein Tourenführerkollege, der sich kurzfristig der Gruppe angeschlossen hat. Reine zeigt uns alle Gipfel, auf denen er schon war, nicht schlecht. Im Abstieg geht ein Teil der Gruppe mit Steigeisen und Eispickel hinab zum Skidepot an der Scharte. Die Abfahrt in der steilen Rinne fordert uns, erstaunlicherweise geht es bei allen prima, auch Claudi meistert es souverän. Jeder von uns findet auf der unendlich lang erscheinenden Abfahrt Platz für eine eigene Spur. Die Rinne ist hinter uns, den Sattel haben wir passiert, jetzt folgt noch der 40 Grad steile Abschnitt im unteren Teil. 

Wir fahren aus dem Sacktal weiter in die Branntweinböden und zurück nach Gramais. Hier gibt Peter eine Runde aus und wir erblicken noch einmal die Leiterspitze von der Terrasse der Gaststätte Alpenrose. Ein Hammer Tag, 1.600 hm auf 18 km, die Happybox ist randvoll. Danke an Simone und Norman, ohne euch hätte ich das nicht erlebt. Freu mich schon auf weitere Touren!

Markus Primus

Fotos: Markus Primus und Reinhard Schmitt-Jöchle

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