Früh aufstehen für Hanna und Lukas

Vergangenen Sonntag musste es schnell gehen. Nach dem Deutschland-Pokal in Oberwiesenthal - den Langlauf-Wettkampf bei Orkanböen hatten sie ausgelassen -, ging es für Lukas Tannheimer und Hanna Beck gemeinsam mit Jana Duffner (SC Schönwald) und Finn Zurnieden (SV Kirchzarten) direkt zum Flughafen nach München. Erstes beschnjuppern mit dem deutschen Team, die Einkleidung ein erster Höhepunkt. Am Montag hob dann das Flugzeug Richtung Südkorea ab.

Die ersten Trainingseinheiten, Gespräche mit Sportlern anderer Nationen und Disziplinen haben sie schon hinter sich. Am Freitagmittag deutscher Zeit stand dann die Eröffnungsfeier an, die für Hanna eine besondere Überraschung barg. Sie durfte gemeinsam mit dem Snowboarder Felix Schwenkel (Hülben) die deutsche Fahne ins mit 7000 Menschen besetzte Eisschnelllauf-Stadion tragen. „Das war mir eine große Ehre, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte“, sagte Hanna: „Jetzt freue ich mich auf mein erstes internationales Rennen.“ Wobei sie, wenn man es genau nimmt, schon internationale Wettkämpfe gelaufen ist. Beim Liatoppen Skiskytter-Festival in Norwegen, wo sie wie auch Lukas Tannheimer, die Konkurrenz aus dem Norden hinter sich ließ.

Am Samstag, 20. Januar, 3 Uhr deutscher Zeit geht es los. Die 16-Jährige geht im Einzel mit Startnummer 80 ins Rennen (3.40 Uhr).  Lukas Tannheimer geht drei Stunden später an den Start. Um 6 Uhr beginnt die Konkurrenz der Jungs, um 6.35 Uhr geht für ihn mit Startnummer 70 los. Für beide Ulmer Biathleten wird es vor allem bei diesem ersten Wettkampf darauf ankommen, bei den vier Schießen die Nerven im Griff zu behalten. Was das Läuferische angeht, dürften beide ganz vorne in der Spitze mit dabei sein

Es sind die Wettkämpfe für die künftigen Champions. So wirbt zumindest der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Skispringer Andreas Wellinger, Bobfahrerin Laura Nolte, Langläuferin Victoria Carl – drei Olympiasieger aus Deutschland, die zuvor bei den Jugendspielen Gold gewannen. So kann das laufen. Es kann aber auch ganz anders laufen. Das hat Steffen Hauswald oft genug erlebt. Der 61-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren Biathlon-Trainer, arbeitet seitdem nahezu ununterbrochen am Internat in Furtwangen, wo Hanna und Lukas seit September leben. Hauswald hat schon etliche Biathlon-Talente kommen und gehen sehen. Seine Prognose zu unseren Ulmer: Sie sind vorne mit dabei - wenn sie denn einigermaßen treffen.

Gerade Lukas Tannheimer zeigt das immer wieder auf der Strecke. Läuferisch könne mit ihm kaum ein anderer Athlet seines Alters mithalten, berichtet Hauswald. Sein einziger Schwachpunkt ist das Stehendschießen. „Da müssen wir schauen, dass er stabil wird.“ Stabil sind die Ergebnisse von Hanna Beck in dieser Saison allemal. Platz drei beim international besetzten Alpencup, zweite und dritte Plätze im Deutschlandpokal. Das reichte, um sich einen der acht deutschen Startplätze in Gangwon zu sichern. Lukas legte zum Abschied in Oberwiesenthal noch einen Sieg hin. Dabei ging zwar die Brille kaputt, aber aus Bayern wurde Ersatz geliefert - gerade noch rechtzeitig vor dem Abflug.

Hauswald freut sich für die in Dornstadt ausgebildeten Talente. „Das wird sicher eine tolle Erfahrung.“ Gleichzeitig sieht er auch die Schattenseiten des Events. Mehr als tausend Athleten aus der ganzen Welt reisen für die Spiele vom 19. Januar bis 1. Februar nach Südkorea. Da frage man sich in Zeiten der Klima-Krise schon, ob das sein müsse. Hauswald versucht es, sportlich zu sehen. Denn sportlich ist auch für die Ulmer einiges drin. Hauswald hält eine Top-Sechs-Platzierung für möglich.
 
(Mit freundlicher Genehmigung der SÜDWEST PRESSE/Chris Kern)

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