2016-01-24.-28. - Fünf Tage Zillertal - im Garten “EDEN“

„Grüaß Enk“  -  so wurden wir in unserer Herberge in Mayrhofen (630 üNN) am Sonntagabend willkommen geheißen  -  noch ohne die Vornamen, im Laufe der Woche werden wir dazugelernt haben. Diese Art der Begrüßung ist jedenfalls wesentlich erfrischender, als das langweilige, substanzlose „Hallo“, was sich inzwischen in deutschen Landen eingebürgert hat.

Das Hotel „Edenlehen“ zählt sicher zu den attraktiven Anwesen Mayrhofen’s, frei im Gelände angesiedelt, sogar mit eigner Hofkapelle  -  hervorgegangen vor knapp 100 Jahren aus einem einfachen Bauernhof, geführt heute in der zweiten Generation, wo die Jugend schon in den Fußstapfen steht  -  im Jahr 2008 weiter ausgestaltet zum 4-Sterne Hotel. Aber wir wollten am Sonntag ja noch Skifahren nach frühem Aufbruch in Ulm und kurzem Cafe-Stop am Irschenberg.

Das Penken-Gebiet war als Einsteiger-Runde angesagt - für uns, d.h. zwei Gruppen a 7 „Schüler“ mit Ski-Guide  -  gleiche Crew wie im Vorjahr abzüglich drei des 39/40er Jahrgangs. Die im vergangenen Jahr komplett erneuerte Penken-Bahn - Riesen-Gondeln mit 24 Sitzplätzen - bringt uns in 8 Min. auf 1.800 m Höhe; von hier locken nach allen Richtungen Lifte bis 2.300 m mit den phantasievollen Bezeichnungen  express, combi, mini, 6er, 8er, die dann auf Anhöhen führen wie  -alm, -kar, -bichl, -spitz  -  also in eine Region der ungezählten Kogel. Man bewegt sich variantenreich  -  zunächst noch auf harten, aber hervorragend präpa-rierten Pisten, zum Glück bei kontrastreicher Sicht bis zum mittäglichen Einkehr-Schwung in der Kressbrunnalm. Am Nachmittag  -  noch 2 Stunden Sonne bei fast firnigem Schnee  -  und ein herrlicher Ausblick das gesamte Zillertal hinaus bis zum Inn. Die Talsole steigt bis Mayrhofen nur um 100 m. So ziehen sich die Einzelsiedlungen weit die Hänge hinauf, da der Talboden wegen des Grundwasserstaus zu Sumpfbildung neigte; heute sind hier nach Trockenlegung schwerpunktmäßig Gewerbe und Industrie abgesiedelt.

Am Montag geht’s nach Zell am Ziller, dem früheren Hauptort des Tales - Sitz des Bezirksgerichts und des salzburgischen fürsterzbischöflichen Dekanats. Dabei ist der Ziller seit alters her die Grenze zwischen den Diözesen Salzburg und Brixen (heute Innsbruck), heute noch erkennbar an den verschiedenfarbigen Kirchtürmen  -  auf der orograhpisch linken Seite sind die Türme rot - man war sparsam und verwendete Ziegel, visavis kam teures Kupfer zum Einsatz, welches im Laufe der Zeit Grünspan angesetzt hat. Hier befindet sich auch der Einstieg in die „Zillertal-Arena“. Das Skigebiet erstreckt sich in östlicher Richtung über 20km bis hin zur Gerlos-Platte - der „Kronplatz“ des Gerlostales; befindet man sich jetzt schon im Land Salzburg, im Salzachtal und oberen Pinzgau.

Man muss schon Gas geben, will man diese Strecke hin und zurück an einem Tag bewältigen, es sei denn, man ist so gerüstet wie wir, dass der Bus uns ab halber Strecke wieder zurückbringt. Nach der Auffahrt über die Wiesen- und Rosenalm, dann Karspitz und Kreuzjoch, 2.500 m erschließt sich ein Labyrinth von Liften und Pisten  -  stets mit hervorragender Sicht  auf den Zillertaler Hauptkamm mit seinen berühmten 3000er Gipfeln.

Für eine Einzel-Analyse fand sich leider wenig Muse, denn es mußten ja Höhenmeter abgefahren werden. Heinz entschied bei der Routenwahl stets mehr nach Gefühl, was bei den Mitfahrern Aufmerksamkeit bei der Orientierung erforderte. Werner verließ sich mehr auf seine technischen und Ing.-Fähigkeiten. So wurde hinab geschlittert - gewedelt - oder gezirkelt  -  je nach Mut - Kraft - oder Erfahrung. Eine besondere Herausforderung bot dann die Auswahl der mittäglichen Jausen-Station, denn da hatten die Crewmitglieder ja entscheidendes Mitspracherecht  -  es durfte keine Hütte mit nur Self-Service sein.

Dienstag - ins Tuxertal nach Lanersbach, ein ehemaliges Bergwerksdorf, wo auf 1.700 m Magnesit, schon damals das „weiße Gold“ genannt, im Tagbau gewonnen wurde , später auch Wolfram. Bei Hainzenberg am Ausgang des Gerlostale hatte man sogar Goldadern entdeckt, den Schürfbetrieb über 500 Jahre aufrechterhalten. Der Magnesit, vor Ort bebrannt und zu Pulver gemahlen wurde über eine 9 km lange Materialseilbahn an die Zillertalbahn gebracht, dann weiter bis Jenbach befördert. Einziges Zeugnis dieser Bergbauaktivitäten heute sind noch Fundamentreste der Materialseilbahn, die schmucke „Barbarakapelle“ auf dem Areal des aufgelassenen Bergwerks und ein Goldschaubergwerk. Wir nehmen ab Lanersbach die Bahn zur Eggalm, um uns nordöstlich zum Penken durchzulifteln über eine Distanz Sattelkopf - Horbergspitze von 7 km - hinunter über den Niklas-Bach, wieder hinauf auf den Lämmerbichl, hinüber zum Wanglspitz, den Lärchwald hinunter mit Ziel Schneekarbahn, denn die gleichnamige Hütte soll ein traumhaftes Mittags-Ambiente bieten; es bediente uns Bernadette. Wieder strahlte nachmittags herrliche Sonne.

Mittwoch - heute steht die Gerlos-Traverse auf dem Programm: Zell am Ziller – Kreuzjoch – dann der X-Express-Ausschilderung folgend über den Isskogel, das Krummbachtal über-querend auf die Königsleitenspitze, 2.315 m; wir verlassen das Land Tirol und bewegen uns jetzt im Bereich Hochkrimml-Gerlos. Nachmittags noch einige Pisten-Runden im Liftgewirr der Gerlosplatte. Ein Blick auf die Krimmler Wasserfälle - sie liegen bereits im Gebiet des Nationalpark Hohe Tauern und zum Großvenediger sind es noch gut 15 km  -  ist uns leider nicht vergönnt, denn der Bus erwartet uns pünktlich in Gerlos an der Isskogelbahn.

Donnerstag ist Abreisetag, und der Skitag beginnt in Kaltenbach, talauswärts gelegen auf halbem Weg nach Jenbach - übrigens weltweit der einzige Bahnhof, wo drei verschiedene Schienenspurweiten zusammentreffen - die sog. Bosnische Spur der Zillertalbahn mit 760mm, die Westbahn Kufstein-Innsbruck in Normalspur und die meterspurige Achensee-Zahnradbahn. Mayrhofen mussten wir schon am Morgen den Rücken kehren. Es stellt nach wie vor das skitouristische Zentrum des Zillertales dar, und ist auch der Schwerpunkt des alpinen Bergsteigens im Sommer. Trotzdem endet das Zillertal im Becken vor Mayrhofen unerwartet schnell, und es wird einsam in den vier sich hier vereinigenden Tälern - Zillergrund, Stillupptal, Floite und Tuxertal. Alle vier Täler sind bis auf letzteres nicht mehr nennenswert besiedelt. An der Talstation  Hochzillertal-Fügen fühlt man sich dagegen eher wie an Grand Central Station in New York City - nur mit etwas mehr Sonne. Ein Netz von ca. zwei Dutzend Bergbahnen schaffen die Massen hinauf zur Zentralstation auf 1800m - von hier geht es weiter über Hochfügen auf den Pfaffenbichl, 2.430 m - in unmittelbarer Nähe des klassischen Skiberges Gilfert gelegen, den ich einst als Schüler aus dem Inntal bestiegen habe. Eine Bahn, die in unmittelbarer Gipfelnähe enden soll, ist projektiert; dann könnte ich es ja noch einmal versuchen.

Ein nobler Abschluss in der Kristallhütte am Öfelerjoch beschließt unsere Zillertaler Skiausfahrt. Wir konnten bei der Vielfalt der Möglichkeiten nur einen geringen Teil der Skirouten beschnuppern. Sicher würden sich die meisten mehr als motiviert zu einer Wiederholung einer solchen Ausfahrt, insbesondere mit Logis im Edenlehen, begeistern. Großartig war’s, hoffentlich kommen wir wieder!

Bericht: Jörg Michahelles
Fotos: Dr. Ute Leitritz

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