2023 Jahresabschluss Bergsteigergruppe

Jahresabschluss der Bergsteigergruppe auf der Schwandalpe

„Ich glaube, da können wir noch rauffahren“. Albert lässt den Blick zu den umliegenden Bergen hochwandern. Aber es kein Schnee zu sehen, daher seine optimistische Aussage. Wir haben gerade Immenstadt hinter uns gelassen und fahren Richtung Thalkirchdorf. „Sieht so aus, als ob wir die Schlitten nicht brauchen“, ergänze ich. Wir, das sind außer mir und Albert noch Werner – und die Verpflegung für die nächsten zweieinhalb Tage auf der Schwandalpe.

Es ist ein Freitagnachmittag Ende November, und für das Wochenende ist starker Schneefall in den Allgäuer Alpen gemeldet. Für den Fall, dass schon Schnee liegen sollte, haben Albert und Werner 3 Schlitten eingepackt. Mit denen müssten wir zu dritt die ganzen Vorräte vom Parkplatz in Thalkirchdorf zur Hütte hochziehen – immerhin 200 Höhenmeter.

Dieses Jahr besteht die Vorhut für unseren jährlichen Abschluss auf der Schwandalpe nur aus uns dreien, normalerweise sind noch einige Leute mehr dabei. Umso größer die Erleichterung, dass uns die Schlepperei erspart bleibt.

Nach dem Ausladen fährt Albert seinen Van wieder ins Tal – wenn es wirklich noch stark schneit, könnte die Runterfahrt am Sonntag problematisch werden. Die Schlitten lassen wir ebenfalls oben. Ein weiser Entschluss, wie sich noch zeigen wird.

Im Lauf des Abends trudelt der Rest der Truppe ein, insgesamt sind wir 11 Leute. Auch unser Ehrenmitglied Jörg Michahelles, ehemaliger 1. Vorsitzender der Sektion, ist wie immer in den letzten Jahren mit dabei. Was mich besonders freut.

Noch eine zweite Gruppe ist an diesem Wochenende auf der Schwand: Junge Leute einer christlichen Gemeinde in Söflingen mit kasachischen Wurzeln. Ich gehe rüber zu ihnen, sage hallo und unterhalte mich eine Zeitlang. Sie haben keinen bergsteigerischen Hintergrund und sind alle mit Autos hochgefahren. Ich rate ihnen, die Fahrzeuge angesichts des gemeldeten Neuschnees wieder nach unten zu bringen. Der Weg zur Schwandalpe ist steil und wird nicht geräumt.

In der Nacht auf Samstag fallen 3 bis 5 Zentimeter, so dass wir bei unserer traditionellen Wanderung schon ab der Hütte winterliche Gefühle bekommen. In den letzten Jahren war das erst in höheren Lagen der Fall, wenn wir zum Beispiel hoch zum Denneberg wanderten.

Beim Abendessen – Lob an unseren Chefkoch Werner – blicke ich nach draußen und sehe, dass nun deutlich mehr Schnee fällt als letzte Nacht. Es werden Wetten abgeschlossen, wieviel Zentimeter es morgen früh sein werden. Im Lauf des Abends wird dann viel geredet, gelacht und das eine und andere geistige Getränk verkonsumiert. Und da es in unserer Gruppe keine festgelegte Hüttenruhe gibt, wird es für den einen und die andere recht spät (oder früh, je nach Sichtweise).

Um kurz vor 7:00 Uhr am Sonntagmorgen werde ich geweckt durch Schritte auf der Treppe in den ersten Stock, durch Gelächter und allerlei Aktivität. Unser Mitgäste sind, wie auch gestern, früh auf den Beinen. Vor dem Frühstück gab es Bibelarbeit, und das soll wohl auch heute so sein. Dann höre ich aber auch Gelächter und Unterhaltung von draußen. Ich stehe auf, schaue raus – und hoppla, das hat ja wirklich ordentlich geschneit heute Nacht. Gut einen halben Meter dick ist die weiße Schicht. Zweite Feststellung: die jungen Leute reisen bereits ab. Ihr Gepäck in Tragetaschen und Rollkoffern verstaut, stapfen sie durch den Schnee Richtung Thalkirchdorf. Die meisten haben Sneakers oder Halbschuhe an, das dürfte bis zum Parkplatz ordentlich kalt und nass an den Füßen werden. Die Jungs und Mädels nehmen es mit Humor, lachen, machen Selfies und ziehen von dannen.

Später können Albert und die anwesenden Skitourengeher die traditionelle Lawinensuche-Übung unter realistischen Bedingungen absolvieren, das erste Mal seit längerem. Wir lassen den Vormittag gemütlich ausklingen, machen klar Schiff und verlassen gegen Mittag die Hütte. Die Schlitten erleichtern den Transport der Verpflegungskisten enorm. Die sind jetzt zwar fast leer, aber immer noch unhandlich. Und dank der Spur, den die Jugendgruppe mit ihren Rollkoffern gelegt hat, kommen wir zügig nach unten.

Der diesjährige Jahresabschluss ist wieder im November, gerne wieder mit einem halben Meter Schnee. Petrus, schon mal vormerken.

Text und Fotos: Jürgen Puderbach

PS: Ein großes Lob an unseren Schwandalpe-Hüttenwart Manfred Korger und sein Team für die Renovierungsarbeiten der letzten Jahre.

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