Julia startet beim Weltcup-Auftakt
Das Qualifikations-Wochenende für die ersten internationalen Wettkämpfe im Winter sind immer auch ein Nervenspiel. Hat das Training im Sommer funktioniert? Wo steht man im Vergleich zur Konkurrenz? Das wird auch im Vorfeld oder unmittelbar vor dem Start deutlich. Je nach individueller Prägung, erinnern die einen an alles, was die Vorbereitung gestört haben könnte, die anderen gehen die Sache eher schweigend an. Wer in der vergangenen Saison überzeugt hat, der ist natürlich im Vorteil. Schon allein deshalb, weil er den Sommer über Lehrgänge mit den DSV-Trainern habt und auch komplett eingekleidet ist. Die anderen müssen sich selbst ihren Weg suchen und sich erst einmal in den Fokus der Bundestrainer laufen.
Nominierungskriterien gibt es, aber viele Plätze werden nach Trainerentscheid vergeben. Denn die haben nicht nur die Ergebnislisten der Qualifikationen zur Hand, sondern weit mehr Dinge, wie die Teilleistungen Schießen/Laufen sowie weitere Daten, die Entwicklung der Sportler und die Perspektive. Was im Übrigen auch der Grund dafür ist, dass Ergebnislisten von Qualifikationen nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind.
Weltcup-Plätze in Vuokatti vergeben
Wer in den Weltcup will, der muss zuerst einmal zur Wintervorbereitung der Lehrgangsgruppe 1a kommen. So wie Julia Tannheimer, die den Sprung nicht zuletzt über die starken Auftritte bei der Deutschen Meisterschaft im Sommer geschafft hat.
Gesetzt waren bei den Frauen Franziska Preuß (SC Haag) und Vanessa Voigt (Rotterode) aufgrund der Ergebnisse der Vorsaison. Janina Hettich-Walz hätte ihr Ticket ebenfalls sicher gehabt, aber sie macht bekanntlich Baby-Pause. In Vuokatti kämpften nun sieben Frauen um vier Plätze: Johanna Puff (Bayrischzell) setzte sich bei den Quali-Wettkämpfen durch, wo auch Julia Tannheimer überzeugte. Vor allem mit ihren Leistungen im Laufen war sie sehr zufrieden. Sie wurde vom Team um Bundestrainer Sverre Olsbu Røiseland ebenso nominiert wie Selina Grotian (Mittenwald) und Julia Kink (Aschau).
Die früheren Weltcup-Starterinnen Marion Wiesensarter, Hanna Kebinger und Sophie Schneider müssen versuchen, sich über den IBU-Cup in Idre (Schweden) für folgende Weltcup-Stationen zu qualifizieren. Gleiches gilt für Roman Rees (Schauinsland), der im Kampf um zwei freie Startplätze bei den Männern gegenüber Quali-Sieger David Zobel (Partenkirchen) und dem wieder erstarkten Danilo Riethmüller (Clausthal-Zellerfeld) den Kürzeren zog. Philipp Nawrath (Nesselwang), Johannes Kühn (Reit im Winkl), Justus Strelow (Schmiedeberg) und Philipp Horn (Frankenhain) waren gesetzt.
IBU-Cup vorerst ohne Ulmer
In Ruhpolding kämpften auf einem kleinen Schneeband die verbliebenen deutschen Athleten um die verbliebenen Plätze für den IBU-Cup sowie den ersten Junior-Cup in Ridnaun. Auch hier standen zwei Wettkämpfe an, wobei die Deutschen Meisterschaften im Sommer ebenfalls einbezogen wurden.
Philipp Lipowitz und Lena Hanses hatten sich bei der DM ordentliche Ausgangspositionen erarbeitet. Auch Mareike Braun machte sich Hoffnungen, obwohl sie kein Ergebnis aus dem Sommer hatte, bei einzelnen Lehrgängen sich aber zeigen konnte. Bei Wettkämpfen in Frankreich und Belgien hatte sie ebenfalls schon angedeutet, dass es wieder gehen könnte, wenn sie es bis ins Ziel schafft. Das gelang ihr in Ruhpolding gleich doppelt und sie war schnell. Für eine Nominierung reichte das allerdings nicht.
Es reichte auch nicht für Lena Hanses, die es nach eigener Aussage vor allem am zweiten Tag in Ruhpolding aus der Hand gab. Mit ihr ist aber allemal wieder zu rechnen, wenn sie über längere Zeit gesund bleibt. Am engsten war die Entscheidung wohl im Falle Philipp Lipowitz, der „ganz zufrieden“ mit dem war, was er in der Chiemgau Arena zeigen konnte.
Die Plätze im IBU-Cup gingen bei den Männern an Quali-Sieger Franz Schaser (Hermsdorf) sowie nach Trainerentscheid an den ebenfalls stark laufenden Leo Pfund (Bad Tölz) und Hans Köllner (Clausthal-Zellerfeld), der im Sommer nicht angetreten war. Dazu kommen die Vuokatti-Rückkehrer Rees, Lucas Fratzscher und Simon Kaiser (beide Oberhof).
Bei den Frauen war die Sache klarer: Steffi Scherer (Wall) als Quali-Siegerin, dazu Anna Weidel (Kiefersfelden) und Marlene Fichtner (Traunstein) dürften unstrittig gewesen sein.
Melina Gaupp im Junior-Cup
Wenn es um den Junior-Cup geht, wird der Einfluss der Trainer-Entscheidungen noch deutlicher. Hier wird das Alter miteinbezogen, vor allem bei den Frauen auch die Tatsache, dass die besten Juniorinnen schon im Weltcup sind. Gesetzt waren Alina Nußbicker (Tambach-Dietharz) und Alma Siegismund (Altenberg) sowie Linus Kesper (Willingen).
Auch an unserem Top-Talent Melina Gaupp gab es wohl keinen Zweifel, der Junior-Cup dürfte für sie ohnehin nur Durchgangsstation sein. Sie hatte bei zahlreichen Lehrgängen mit den älteren Sportlerinnen gezeigt, dass sie die körperlichen Belastungen locker wegsteckt und dank ihrer 100-prozentigen Fokussierung auch keine anderen Schwierigkeiten auftauchen, die 16-Jährigen sonst mal in die Quere kommen können. Die Schule läuft ohnehin locker nebenher, spätestens seit sie nach Furtwangen ans Skiinternat gewechselt ist.
Charlotte Gallbronner hatte nicht damit gerechnet, schon zu Beginn des Winters wieder mit den Besten mithalten zu können. Doch in Ruhpolding erwischte sie ein gutes Wochenende. An Lea Zimmermann (Partenkirchen) kam sie in der Quali-Gesamtwertung zwar nicht mehr vorbei, doch sie überzeugte die Trainer offenbar mit ihrer Leistungssteigerung in Ruhpolding und wurde deshalb nominiert. Lena Siegmund (Großbreitenbach), die im Sommer nicht angetreten war, bekam das letzte Ticket.
Bei den Jungs hatte David Schmutz in Ruhpolding nicht seine besten Rennen. Er fand vor allem nicht die richtige Wettkampfruhe. Lukas Tannheimer, der als einer der jüngsten in die Quali gegangenen war, dürfte die Trainer weiter auf sich aufmerksam gemacht haben. Noch reichte es aber nicht fürs Ticket.
Nächste Station Obertilliach
Die nächste Chance haben alle beim Alpencup auf der Pokljuka am Wochenende von Weihnachten. Dann geht die Qualifikationsmühle von neuem los. Sowohl der NK2-Kader mit Lukas Tannheimer und Hanna Beck als auch der Landeskader mit Paul Achatz, Julian und Yannick Schraag sind Anfang Dezember beim Winterlehrgang in Obertilliach, wo am 6./7. Dezember auch Rennen des Austria-Cups ausgetragen werden. Dort bietet sich eine weitere Startgelegenheit.