Julia Tannheimer mit historischem Sieg

Sie musste warten. Wieder einmal. Ihr Wettkampf war gut, ihre Zeit stark. Doch was würde sie wert sein? Das entschied sich erst in diesen nervenaufreibenden Minuten. Dann, am frühen Samstagmittag, stand fest: Ihre Zeit war Gold wert. Die Ulmer Biathletin Julia Tannheimer ist deutsche Meisterin. Sie gewann den Sprintwettkampf über 7,5 Kilometer im sächsischen Altenberg. Es ist ein historischer Erfolg – in doppelter Hinsicht. Der erste nationale Titel für den DAV Ulm. Die jüngste Meisterin aller Zeiten.
 
Und das ausgerechnet nach diesem Auftakt. Tannheimer bleib beim Einzel am Freitag noch unter ihren Möglichkeiten. Acht Schießfehler, nur Platz 17. Kein guter Start ins Meisterschaft-Wochenende in Sachsen, wo sich Deutschlands beste Biathleten bei sommerlichen Temperaturen auf Skirollern duellierten. Vielleicht war es aber genau der Start, den Tannheimer gebraucht hat. Am Samstag legte sie vor, ging im Sprint als Startläuferin ins Rennen. Auf der Strecke zeigte sie sich gewohnt stark. Und diesmal klappte auch das Schießen: zehn Versuche, neun Treffer, nur einen Fehler im Stehen.
 
Eine der besten Leistungen eines windigen Wettkampfes. Böen peitschten durch das Stadion, verwirbelten das Klassement. Top-Favoriten Franziska Preuß landete mit vier Fehlern auf Rang 16. Von den Spitzenleuten blieb nur Juliane Frühwirt fehlerfrei.
 
Doch auch sie kam nicht an Tannheimer heran. Die 19-Jährige stand auf dem Podest ganz oben und setzte wieder ihr typisches, breites Tannheimer-Lächeln auf. „Das freut mich schon echt richtig“, sagte sie danach. „Es war heute richtig gut bei mir.“
 
Die Worte hören sich so unschuldig an. So, als sei die Ulmerin mit Glück ganz nach oben gekommen. Doch Glück ist es bei Tannheimer längst nicht mehr. Die deutsche Nachwuchshoffnung bewies in Altenberg, dass sie auf der Strecke mit jeder mithalten kann. Selbst die deutschen Weltcup-Athleten wie Franziska Preuß und Janina Hettich-Walz liefen ihrer jungen Konkurrentin nicht davon.
 
Spätestens seit diesem Wochenende dürfte also klar sein: Tannheimer zählt zur absoluten deutschen Spitze. Am Sonntag war das wieder ersichtlich. Tannheimer ging als Gejagte in die Verfolgung, ihrer Lieblingsdisziplin. Für ihren Lieblingsplatz reichte es aber nicht ganz. Die Ulmerin schoss drei Fehler und holte Bronze. Siegerin wurde Marlene Fichtner (SC Traunstein), Tannheimer hatte 28 Sekunden Rückstand auf sie.

Gaupp mit Achtungserfolg

Danach dauerte es etwas, bis die nächste Starterin des DAV Ulm ins Ziel kam. Es war Lena Hanses, die Langenauerin, der ein Platz im Kader verwehrt wurde. Bei der deutschen Meisterschaft blieb sie mit vielen Kader-Athletinnen auf Augenhöhe. Ihre Ergebnisse: Platz neun im Einzel, Platz 13 im Sprint, Platz 16 in der Verfolgung. Auch Vereinskollegin Melina Gaupp zeigte ihr Potenzial. Die Teenagerin überraschte beim Sprint am Samstag mit Platz 10. Am Sonntag, ihrem 16. Geburtstag, fiel sie allerdings zurück. Am Ende landete sie auf Rang 24. 

Philipp Lipowitz versuchte, den deutschen Meisterschaften nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Der 25-Jährige absolvierte in den letzten Wochen seine Prüfung zum Polizeimeister. Deshalb verbrachte er mehr Zeit am Schreibtisch und weniger auf der Strecke. Dafür waren seine Ergebnisse respektabel. Lipowitz wurde 24. im Einzel, Achter im Sprint und Elfter in der Verfolgung am Sonntag.

(Christian Kern und Werner Gallbronner, SÜDWEST PRESSE Ulm=

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