Kaiser Express

Skitour Kaiser Express - Durchquerung Wilder Kaiser

„Der Kaiser Express ist die Skidurchquerung des Wilden Kaisers von Süden nach Norden (Ellmau - Walchsee). Steile Rinnen - wie zu Beginn die Rote Rinnscharte - rassige Abfahrten und lange Anstiege warten auf die Express-Geher. Bei sicheren Verhältnissen eine gewaltige Tour, die man nicht so schnell vergisst.“  So steht es in der Beschreibung zu dieser besonderen Skitour.

Geplant war sie schon lange und schon fünfmal im Tourenprogramm ausgeschrieben. Aber da die Verhältnisse für diese Tour wirklich passen müssen, hat sie nie stattgefunden. Dieses Jahr war sie für den 12. Februar im Programm. Und natürlich hat es am 11. Februar geschneit und am 12. war das Wetter zwar eine Spur besser, aber die Lawinenlage auf Stufe erheblich. Kurzerhand wurde die Tour verschoben auf den 18. Februar. Und jetzt war es perfekt. Ein stabiles Hochdruckgebiet über den Alpen und vorhergesagtes Kaiserwetter, die Lawinenlage morgens Stufe eins und nachmittags durch die zu erwartende Erwärmung auf Stufe zwei. Wegen des zweiten südseitigen Anstiegs mussten wir also zügig unterwegs sein. Um 3:00 Uhr in der Früh ging es in Ulm los. Als erstes mussten wir ein kleines logistisches Problem lösen. Ein Auto wurde in Durchholzen nördlich des Zahmen Kaisers geparkt, mit dem zweiten Auto sind wir weiter zur Wochenbrunner Alm (1.080 m) gefahren.

Start ist um 06:20 Uhr. Für eine knappe halbe Stunde brauchen wir noch die Stirnlampe. Dann wartet die erste etwas schwierigere Aufgabe. Unterhalb der Gruttenhütte (1.620 m) müssen wir uns über einen vereisten Steilhang entlang eines Lawinenrutsches nach oben arbeiten. Flach an der Hütte vorbei fängt es bald darauf an wieder anzusteigen und wir haben den langen, immer schmäler werdenden Hang zur Roten Rinnscharte (ca. 2.099 m) vor uns. In steiler und enger werdendem Spitzkehrengelände geht es hoch zur Scharte, die zwischen Kaiserkopf (2.171 m) und Ellmauer Halt (2.344 m) liegt. Wir sind im Wilden Kaiser.

Oben angekommen schauen wir gleich wie es auf der anderen Seite aussieht. Denn jetzt kommt die erste Schlüsselstelle der Tour. Am Anfang ist die Rinne 45 Grad steil und schmal, auf ca. 50 Höhenmeter. Oft müssen die ersten Meter zu Fuß entlang eines Drahtseiles abgestiegen werden.

Aber wir haben Glück und können ein wenig nach links queren und gleich die Ski anziehen. Dann geht es vorsichtig abwärts, jeder Schwung muss kontrolliert gesetzt werden. Stürzen verboten. Auf den ersten Metern ist der Schnee hart aber griffig.

Dann weitet sich die Rinne bald und der Scharlingerboden beginnt. Hier ist gesetzter Pulverschnee und über ideales Skigelände, Absätze und breite Kare geht es in flotter Fahrt nach Hinterbärenbad zum Anton-Karg-Haus (829 m).

Die Hälfte ist geschafft und es heißt wieder die Felle aufziehen. Der zweite Anstieg beginnt. Wir sind im Zahmen Kaiser. Zuerst geht es flach aufwärts durch engen Wald und sogar eine kurze flache Abfahrt ins Bärental. Dann wird es richtig steil und unangenehm, gar nicht so zahm. Immer wieder kleine Aufschwünge die Kraft kosten, entlang des Sommerwegs vorbei an der Kerneckhütte (1.047 m) und über eine bewaldete Rippe zur Kaiserquelle. Hier verlassen wir den Wald und kommen ins Öchselweidkar. Wieder in perfektem Skigelände ziehen wir in gleichmäßigen Spitzkehren hoch. Wir sind früh genug dran und der Südhang ist nur leicht aufgefirnt. Und so erreichen wir um 12:30 Uhr die Pyramidenspitze (1.997 m).

Endlich können wir uns eine etwas längere Rast gönnen und genießen die herrliche Aussicht auf die Kitzbühler und Zillertaler Alpen. Und genau vor uns im Süden der Wilde Kaiser. Wir sehen ein Stück weit in unsere Abfahrt von vorher. Einer meint es sieht fast aus wie in den Dolomiten.

Nun geht die Abfahrt an Elfer- und Zwölferkogel vorbei in die Egersgrinn. Wieder ein Kar, das mit einer Steilstufe beginnt. Und diese Steilstufe ist die zweite Schlüsselstelle. Zwar kürzer als die erste, aber fast noch etwas steiler. Und vor allem felsdurchsetzt. Links von den Felsen gibt es einen schmalen Durchschlupf mit Ski. Hier geht es langsam abrutschend hinunter und dann mit einem kurzen beherzten Schwung durch eine Engstelle und wir sind unterhalb der Felsen.

Auch die weitere Abfahrt ist gut, allerdings nicht mehr ganz so pulvrig wie die Erste. Weiter unten geht es durch Wald und über einen Wirtschaftsweg vorbei an der Aschinger Alm (967 m) und über ein kurzes Stück Piste nach Durchholzen (691 m) zu unserem deponierten Auto. Es ist 14:30 Uhr.

Zirka 20 Kilometer und 2200 Höhenmeter liegen hinter uns. Die obige Beschreibung der Tour trifft voll und ganz zu. Da sind wir uns einig. Zusammen fahren wir wieder zurück zur Wochenbrunner Alm und genießen den restlichen Nachmittag bei herrlicher Aussicht auf der Sonnenterasse.

Text: Norman Aichinger
Bilder: Raimund Heckmann, Reinhard Schmitt-Jöchle, Stephan Herter

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