Leute mit Herzblut brauchen wir

Mark Kirchner hat sich beeindruckt gezeigt: „Wer hat schon eine Biathlonanlage direkt neben der Autobahn?“ Was der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister – mit dem riesigen Einzugsgebiet der Region – als großen Standortvorteil sieht. Kirchner, bis vergangenes Jahr noch Bundestrainer, ist mittlerweile stützpunktübergreifender Nachwuchstrainer des Deutschen Skiverbands. Vor kurzem hat er dem Pistenbully-Biathlonzentrum in Dornstadt einen Besuch abgestattet. Gemeinsam mit Mark Hofmann, DSV-Nachwuchskoordinator, war er bei der feierlichen Schlüsselübergabe für ein neues Funktionsgebäude des DAV Ulm. Die beiden nahmen sich viel Zeit, ließen sich die Anlage zeigen, beobachteten das Training und führten zahlreiche Gespräche.

Kirchner will gemeinsam mit Hofmann, Andy Stitzl (Lauftechnik und Athletik) und Engelbert Sklorz (Schießtrainer) dafür sorgen, dass Deutschland in dieser Sportart nicht den Anschluss an die Weltspitze verliert. Dazu ist der Thüringer derzeit viel unterwegs, besucht Trainingsgruppen und Stützpunkte: „Ich will mir ein sehr detailliertes Bild davon machen, was wir in Biathlon-Deutschland so haben, eine Bestandsaufnahme machen.“ Da gehe es nicht nur um Athleten, sondern auch um Infrastruktur, Trainer und Rahmenbedingungen vor Ort. Um zu sehen, „wo können wir den Hebel ansetzen, um Dinge zu verbessern“.

Der DAV Ulm sei ein „Leuchtturm-Beispiel“, lobt Kirchner: „Wenn ich höre, dass man Kindern absagen muss, weil die Trainingsgruppen voll sind. In vielen ländlichen Regionen muss man eher suchen, damit man eine Trainingsgruppe voll bekommt.“ Denn über ganz Deutschland gesehen „ist und wird es eine Herausforderung bleiben, genügend Nachwuchs zu generieren“. Es sei natürlich ein Standortvorteil, dass der DAV Ulm eine solche Stadt in der Nähe hat, mit kurzen Wegen zum Training, zahlreichen Schulen und Kindergärten im Umfeld.

Aber er sieht auch, dass die Ulmer viel dafür tun, dass der Zulauf stimmt. So sei der Grundschul-Cup, bei dem Kinder ohne hohe Hürde erstmals ein bisschen in den Sport hineinschnuppern können, ein sehr gutes Beispiel, eine Anregung auch für andere Vereine. Das neue Gebäude sei eine „immense Verbesserung“, um mit vielen Kindern bei schlechtem Wetter auch mal etwas indoor zu machen.

Schon beim kompakten Bau der getrennten Kleinkaliber- und Luftgewehr-Schießstände – die Seitenwand des einen ist die Stirnwand des anderen – sei „gut mitgedacht“ worden, weil so gleichzeitiges Training der verschiedenen Altersklassen möglich ist. „Es braucht immer Leute, die mit Herzblut solche Sachen anschieben.“

Wettkämpfe wie den Deutschen Schülercup und den Deutschlandpokal wird Kirchner diesen Winter regelmäßig besuchen, um Erkenntnisse zu sammeln, „mit welcher Strategie wir unterstützen können, um in Zukunft Weltspitze-Athleten entwickeln zu können“. Es gehöre dazu, national in den einzelnen Altersklassen vorne zu sein. Wie es Ulmer Athleten in den vergangenen Jahren immer häufiger schaffen. Doch das sei nur ein Schritt zur internationalen Klasse.

Auch Kirchners Begleiter Hofmann hat in Dornstadt einiges gesehen, was ihm gefallen hat. Es gebe „eine Menge positiv Verrückter“, die mit ihrer Energie vieles bewegen. Dazu eine Stadt, die hinter ihren Sportvereinen steht. Und lächelnd meinte er: „Es ist etwas Besonderes, die DB zu überreden, einen Tunnel zu bauen, dass ein Berg entsteht, auf dem man trainieren kann.“

Umkleiden, Toiletten, Sport und Schulung

Für rund 2,1 Millionen Euro hat der DAV Ulm auf der Biathlonanlage in Dornstadt ein neues Funktionsgebäude erstellt, großzügig durch die Stadt als Hauptsponsor, aber auch andere Geldgeber gefördert. Anlass für den Neubau: Bisher gab es nur unzureichend Umkleiden in einem Containerbau.

In dem neuen Gebäude sind getrennte Umkleiden für Mädchen und Jungs sowie Trainer untergebracht, ferner Toiletten, eine Küche, ein Schulungs- und ein Trainingsraum. Draußen, unter dem vorgezogenen Dach, gibt es die Möglichkeit, auf einer kleinen Tartanbahn auch bei Schmuddelwetter Kraft und Beweglichkeit zu trainieren.

Der DAV Ulm vermietet das Gebäude auch für bestimmte Anlässe, um den Unterhalt zu finanzieren.

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