Lukas holt sich seinen Titel

Der "kleine" Bruder von Julia Tannheimer wird Jugend-Weltmeister. Auf diesen Satz stürzen sich die Berichterstatter. Ist ja auch eine schöne Geschichte und so leicht zu schreiben. Die Antwort auf die Frage, welche Gefühle das beim ihm auslöst, jetzt in den Spuren seiner Schwester zu wandeln, sprach Lukas den auch von einem "great feeling". Aber wie um Himmelswillen, soll man das direkt nach dem bislang größten Erfolg der Karriere auch ausdrücken. Noch dazu in englisch. Die "große" Schwester, die zwei Jahre älter und definitiv kleiner ist, hat auf der IBU-App alles verfolgt und sich jedenfalls heftig mit und für ihn gefreut. Lukas aber schreibt seine ganz eigene Geschichte.

Lukas Tannheimer hat in Östersund ein hervorragendes Rennen gemacht. Und da verschwand bei der Siegerehrung sogar das seriöse Gesicht und ein Lächeln machte sich breit. Dass er einer der Besten nicht nur in seiner Altersklasse ist, das weiß man schon lange, wenn man in die Jugendklassen schaut und da nicht nur auf die Ergebnisse der Großereignisse. Denn da hat er es im vergangenen Jahr nicht zusammengebracht. Körperlich irgendwie nicht auf der Höhe, das Material machte Kummer und immer wieder das leidige Schießen.

Von Kindesbeinen an war Lukas Tannheimer gewohnt, dass er die ein oder andere stehengelassene Scheibe mit seiner Laufstärke wettmacht. Auf internationalem Niveau reicht das allerdings nicht. "Er muss halt seine sieben Sachen beisammen haben", sagte auch sein früherer Trainer Matthias Rösch über die langfristigen Erfolgsaussichten. Hatte er sie öfter nicht beieinander, hat er inzwischen schon. So hat der 17-Jährige in der vergangenen Saison mit Trainer Steffen Hauswald in Furtwangen intensiv daran gearbeitet. Es klappte immer häufiger.

In der Mixed-Staffel von Östersund schoss Lukas Tannheimer noch eine Strafrunde, deren zwei sogar Melina Gaupp. Gemeinsam mit Lena Siegmund (Großbreitenbach) und Korbi Kübler (SC Hammer) holten die beiden dennoch Silber - auch weil Lukas eine grandiose Laufzeit in die Loipen von Östersund zimmerte. 

Im Sprint schoss Lukas Tannheimer liegend nur einen Fehler. Er holte auf, übernahm bald die Führung, blieb fehlerfrei stehend. Im Ziel lag er 14,8 Sekunden vor dem Franzosen Carlier (1) und dem fehlerfrei schießenden Tov Roeysland, der erst spät kam. Aber von der Laufzeit war klar, dass er nicht an den Ulmer heranreichenden würde. Denn die war am Ende 3,8 Sekunden schlechter als die des Polen Grzegorz Galicia und der ist zweifacher Junioren-Europameister. 

Auf Platz vier kam Korbi Kübler ins Ziel, in der Staffel wären die Deutschen sicher zumindest Mitfavorit, aber ihr dritter Mann, Hannes Lipfert, ist krank. Dass Lukas Tannheimer rechtzeitig wieder richtig fit geworden ist, nachdem er zu Beginn der Titelkämpfe noch kein rechtes Vertrauen in seinen Körper gehabt hatte, ist auch der Geduld zu verdanken. Denn nach der JEM hatte es in mächtig durchgeschüttelt. Beschreibung des Teamkollegen: "Der ist eine echte Baracke." Zwei Wochen war er nahezu komplett raus aus dem Training. Dann wurde langsam aufgebaut. Es hat sich gelohnt. Und die WM in Schweden ist noch nicht vorbei. Der Massenstart kommt auf jeden Fall noch.

 

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