Matthias Rösch und Julia Tannheimer vom DSV ausgezeichnet

Ausnahmsweise steht er nicht am Kleinkaliber-Schießstand oder im Kraftraum. Am Mittwochnachmittag sitzt Matthias Rösch im Zug nach Nürnberg. Dort findet in den Messehallen am 23. und 24. Oktober die Einkleidung der Kaderathleten des Deutschen Skiverbands (DSV) statt. Und am Abend des 23. Oktober ist dort die DSV Sports Night, in deren Rahmen der Verband seine besten Sportler der vergangenen Saison mit dem Goldenen Ski auszeichnet – und die Trainer des Jahres ehrt.

„Es kam ein bisschen überraschend. Ich habe nicht damit gerechnet“, sagt Rösch in seiner nüchternen Art zu seiner Einladung. Der 54-Jährige vom DAV Ulm ist deutscher Trainer des Jahres im Bereich Biathlon. Seine Athleten müssen an diesem Nachmittag selbständig trainieren, wie allerdings meistens am Mittwoch. An vier bis fünf Tagen pro Woche sind sie normalerweise unter seiner Regie am Pistenbully-Biathlonzentrum in Dornstadt. Stabsfeldwebel Rösch musste sich trotzdem freinehmen bei seinem Arbeitgeber, der Bundeswehr.

Beim größten Erfolg nicht dabei

Der DSV würdigt mit seiner Ehrung die Erfolge von Biathleten des DAV Ulm, die immer zahlreicher und hochkarätiger werden. Der größte bisher ist der Weltcup-Start von Julia Tannheimer, die es bei ihrem Debüt in Ruhpolding 2024 auf Anhieb auf Platz 15 geschafft hat, noch als Jugendliche. Rösch konnte damals nicht live dabei sein, er war mit anderen Sportlern beim Wettkampf in Oberwiesenthal. Doch zumindest am Fernsehen konnte er sich das erste Weltcup-Rennen einer Ulmerin anschauen. „Es hat mich gefreut, dass es so gut aufgegangen ist“, erklärt er zu der herausragenden Platzierung.

Die mehrfache Jugend- und Juniorenweltmeisterin Tannheimer sollte in Nürnberg ebenfalls ausgezeichnet werden, als Juniorsportlerin des Jahres. Sie musste krank absagen. „Ich will lieber vor Norwegen gesund werden“, sagt sie am Telefon. Dort steht vor den ersten Qualifikationsrennen des Winters ab Montag ein Lehrgang an. Sie freut sich zwar über die Auszeichnung – „cool, dass der DSV die Ergebnisse so wertschätzt“, viel wichtiger ist für sie selbst, dass sie „gute Rennen“ abliefert.

Sehr gefreut hat sie sich aber über die Ehrung von Rösch. „Er macht so tolle Arbeit mit den Sportlern und die Besten gehen dann immer ans Skiinternat“, weiß sie, dass er ansonsten eher im Hintergrund steht. „Wenn der Trainer ausgezeichnet wird, ist es ein Lob für den ganzen Verein“, meint sie. „Die komplette Nachwuchsarbeit muss passen.“

Julia Tannheimer ist mittlerweile zwar die bekannteste, aber bei weitem nicht die einzige Ulmer Biathletin, die es in die nationale Spitze geschafft hat oder auf dem Weg dorthin ist. Der Trainer mit B-Lizenz, seit der Fertigstellung der Biathlonanlage des DAV 2005  dort tätig und vorher schon im Schützenhaus Dornstadt, sieht das vergangene Jahr als das erfolgreichste bisher. Da waren auch Lukas Tannheimer und Hannah Beck für den DSV bei den Olympischen Jugendspielen in Korea, Melina Gaupp erfolgreich bei der Jugendweltmeisterschaft im estnischen Otepää.

Alle sind sie durch die Schule ihres Heimtrainers Matthias Rösch gegangen und jetzt am Skiinternat in Furtwangen. Der weitere Weg führt nach Schulabschluss oft in die Profi-Trainingsgruppe in Freiburg und am Notschrei. Doch Trainingsbesuche zwischendurch im Biathlonzentrum des DAV sind durchaus üblich. „Auch letztes Jahr war Julia noch bei uns, bevor sie zum IBU-Cup gefahren ist“, erklärt Rösch.

Gut vorbereitet für den weiteren sportlichen Weg

Den Trainer zeichnet nach Ansicht von David Schmutz, ebenfalls ein ehemaliger Schützling, der jetzt in Freiburg trainiert, vor allem seine Konsequenz aus. Er hat es nicht gern, wenn Pläne durchkreuzt werden. „Wenn zwei Stunden auf dem Plan stehen, werden auch zwei Stunden gelaufen und nicht fünf Minuten früher aufgehört“, sagt er. „Er ist immer aufmerksam und offen für neue Sachen“, habe ihm das Training bei Rösch viel Spaß gemacht. „Im Endeffekt legt er, mit den Luftgewehr-Trainern vorher, die Grundlage. Man kommt gut vorbereitet ans Internat.“

Beim Abend in Nürnberg gab es für den Trainer des DAV Ulm hautnah viel Prominenz. Nicht nur Vertreter von Sponsoren und Skifirmen und die erfolgreichen Trainer anderer Wintersportdisziplinen. Sondern auch die besten Athleten wie die Alpin-Stars Linus Straßer, Sportler des Jahres, und Lena Dürr, auf die am Wochenende schon das erste Weltcup-Rennen in Sölden wartet. Aber am Donnerstag steht Rösch wieder in der kühlen Abendluft im Biathlonzentrum in Dornstadt. Das nächste Training wartet.

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