Skitouren-Grundkurs in Davos

vom 11. bis 13. Februar 2022

1. Tag

Im Vorfeld hatten alle gezittert, ob der Kurs wohl trotz Pandemie stattfinden kann. Und ja: Wir hatten Glück. Am 11. Februar trafen wir uns pünktlich um 6:30 Uhr am Donaubad. Gut gelaunt fanden sich Fahrgemeinschaften zusammen. Mit unseren Guides Thomas und Tanja waren wir zu elft.

Die beiden hatten Wetter und Lawinenlage im Blick und beschlossen, dass unsere erste gemeinsame Tour im Bregenzerwald stattfinden sollte. Wir trafen uns auf einem Parkplatz ganz am Ende von Innerlaterns und legten unsere Ausrüstung an. Da es für einige von uns die erste Skitour überhaupt war, dauerte es eine ganze Weile, bis alle Rucksäcke gepackt, alle Felle dran, und alle Skischuhe zu waren. Der Schnee fiel in dicken Flocken. Voller Vorfreude stapften wir los.

Unterwegs erklärten uns Tanja und Thomas schon einiges zur Tourenplanung, Technik und Beurteilung der Schnee- und Lawinenlage. Zunächst gingen wir auf einem Feldweg durch den Wald, dann auf der zugeschneiten Passtraße in Richtung Damüls. Es schneite und schneite. Ein wenig orientierungslos blickten wir ins große Weiß. Zum Glück hatten unsere Guides das Ziel fest im Blick: Der Gehrenfalben.

Doch zunächst galt es, Lawinenübungen zu absolvieren. Wir teilten uns in zwei Gruppen und übten jeweils zu zweit die Verschüttetensuche mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel. Bevor es weiter ging, gab es noch eine Tee- und Vesperpause. Diverse Pullover wurden an- oder ausgezogen und auch die ersten Sonnenbrillen wurden gezückt, denn: Die Sonne zeigte sich, hurray!

So konnten wir doch noch die Aussicht genießen, vom Gipfel (1.983 m) aus sah man sogar den Bodensee! Herrlich. Dann ging es ans Abfellen, Bindung umstellen und: Abfahrt. Der Schnee war wunderbar locker und pulvrig, fröhlich jauchzend sausten wir die Hänge hinab.

Zurück am Auto packten wir rasch alles ein und fuhren weiter nach Davos zum Hotel Dischma - das Abendessen wartete!

Für eine Dusche war zum Glück noch Zeit, bevor wir uns von der Schweizer Küche verwöhnen ließen. Es war wirklich lecker – und ganz schön viel. Nach dem Essen fielen uns fast die Augen zu. Aber wir hatten heute auch fast 800 Höhenmeter geschafft. „Nicht schlecht für die erste Tour“, lobte uns Thomas. Nachdem wir uns noch kurz auf der Karte angeschaut hatten, wo wir heute waren, fielen wir alle müde ins Bett.

2. Tag

Nach einem leckeren und reichhaltigen Frühstück (gegen einen fairen Preis konnte man sich auch noch ein Lunchpaket schnüren), sammelten wir uns um Punkt 8:00 Uhr samt Skiausrüstung vor dem Hotel. Wir stiefelten zur nächsten Bushaltestelle, wo wir leider ziemlich lange warten mussten. Zum Glück hatten wir viele Schichten zum Anziehen dabei, denn es war ganz schön kalt geworden, circa minus 10 Grad. Die Busfahrt dauerte dann auch länger als gedacht. Denn an der Haltestelle, wo wir eigentlich rauswollten, hatte der Bus nicht gehalten. Also mussten wir wieder ein Stück zurückfahren - egal. Irgendwann waren wir dann bei unserem Startpunkt in Frauenkirch angelangt.

Unser heutiges Ziel war das Chörbsch Horn auf 2.651 m. Das Wetter war von Anfang an fantastisch: Tiefblauer Himmel und Sonnenschein. Die Lawinenlage hingegen war - wie schon die letzten Tage - angespannt. Die Kälte konservierte die Schwachschichten und gestern war ja auch noch einiges an Neuschnee gefallen. Wir orientierten uns am Lawinenlagebericht und wählten Süd-West-Hänge. An manchen Stellen hatte der Wind auch schon ganz schön gearbeitet, sodass man auf die Übergänge von viel zu wenig Schnee achten musste.

Aufgeteilt in zwei Gruppen kamen wir recht gut voran. Thomas nutzte das Gelände beim Aufstieg schön aus. Unsere Spur zog sich stetig, aber nicht zu steil über die hügelige Landschaft. Hier und da wurde der Foto gezückt, ein Schluck Tee getrunken oder etwas an- oder ausgezogen. Die Stimmung in der Gruppe war prima. Schließlich kamen wir auf einen Rücken, von wo aus man die umliegenden Berge betrachten konnte. Hier blies der Wind ganz schön, also blieben wir nicht lange stehen.

Die beiden Gruppen gewannen etwas größeren Abstand zueinander. Während Thomas‘ Gruppe bis zum Gipfelkreuz hinaufkraxelte (das letzte Stück war wohl recht steil und vereist), machten wir es uns mit Tanja hinter der Chörbsch Horn Hütte (auf 2.575 m) gemütlich und schenkten uns die restlichen paar Höhenmeter. Von unserem sonnigen und windstillen Plätzchen aus beobachteten wir, wie die anderen sich zum Gipfel kämpften und schließlich zu uns herüberfuhren.

Fröhlich begrüßten wir sie – und dann passierte es: Einer Teilnehmerin ging plötzlich ein Ski ab. Er schlitterte Richtung Abgrund, bis wir ihn nicht mehr sehen konnten. Hoffentlich kommt er zum Halten, schoss uns allen durch den Kopf. Aber was nun? Mit einem Ski weiterzufahren ist sicherlich keine Option. Da hatte Thomas blitzschnell reagiert und schwang sich mutig Richtung Abgrund hinab. Voll Spannung beobachteten wir ihn. Und tatsächlich: Er schien den Ski gefunden zu haben. Wir sahen, wie er anhielt und wieder auffellte. Nach kurzer Zeit kam er wieder zu uns heraufgestiegen, den Ski an der Seite seines Rucksacks befestigt. Was waren wir erleichtert. Dankbar zahlte die Skibesitzerin am Abend Thomas‘ Zeche.

Die Abfahrt war teilweise recht schwierig – Bruchharsch vom Feinsten. Aber alle gaben ihr Bestes. Für einen Kaffee oder Kaba (falsch, Ovomaltine natürlich!) machten wir einen Zwischenstopp auf einer kleinen Hütte. Im Liegestuhl mit der Nachmittagssonne im Gesicht ließ es sich gut aushalten. Das letzte Stück pflugten wir den Waldweg hinab, über den wir aufgestiegen waren.

Zurück im Hotel blieb sogar noch Zeit, um die Sauna auszuprobieren. Herrlich, so richtig schön aufgewärmt zu werden. Zum Abendessen gab es wahlweise Käsefondue, Rösti oder einen Braten – keine leichte Entscheidung. Einer Blitzumfrage zufolge war alles sehr, sehr lecker.

3. Tag

Da Sonntag war, gönnten unsere Guides uns eine Stunde mehr Schlaf :) Um 9:00 Uhr sammelten wir uns vor dem Hotel. Ursprünglich hatten wir vorgehabt, wieder mit dem Bus zu fahren und den Tällifurgga zu besteigen. Weil von dort aber wohl nicht so häufig Busse zurückfahren und wir ja leider, leider an diesem Tag noch zurück nach Ulm mussten, disponierten Tanja und Thomas um. Mit unseren Autos fuhren wir zur Pischabahn am Fuße des Freeride-Gebiets. Das Wetter meinte es nochmals gut mit uns, es machte dem Sonntag alle Ehre.

Nachdem alle Parktickets gelöst und die Ausrüstung angelegt war, ging es ab auf die Piste - erst mal natürlich hinauf. Das machte zwar nicht so viel Spaß wie im freien Gelände, aber wir kamen gut voran und konnten andere Wintersportler beobachten, die mit allen möglichen Gefährten den Hang hinuntersausten: Mit Mountainbikes oder einer Art Luftkissen beispielsweise. Was es nicht alles gibt.

Nach einer Weile verließen wir die Piste, um an einem mäßig steilen Hang Spitzkehren zu üben, juhee! Zunächst mussten wir unsere Arme und Beine sortieren, doch es ging immer besser. Tanja mit ihrer sonnigen Art gelang es wunderbar, uns zu motivieren. Bald konnten wir sogar unter erschwerten Bedingungen (mit Steighilfe auf höchster Stufe) einwandfrei wenden. Und es kam noch härter: Wir zogen unsere Harscheisen auf. Auch das will geübt sein, wie wir merkten. Nicht jede Version ist selbsterklärend. Die anderen Tourengänger (es war einiges los) schauten etwas verwundert drein, eigentlich war das kein Harscheisen-Gelände. Aber wir wollten ja üben, üben, üben. So durfte auch mal jemand von uns die Gruppenführung übernehmen. Die Spur geriet just etwas steil, aber immerhin blieben wir beim Gehen schön warm. Viel zu schnell waren wir bei der Bergstation der Pischabahn angelangt. Dort gab es herrliche „Aussichtskabinen“ aus Holz, in denen wir uns sonnten und vesperten.

Wir waren wieder in zwei Gruppen unterwegs gewesen, Thomas‘ (offenbar die ambitioniertere) Truppe winkte uns von einem etwas höheren Berg zu. Bald kamen sie zu uns heruntergesaust. Tanja grub für uns noch ein Schneeprofil aus, wir machten noch etwas Theorie und schließlich durften wir unseren Guides ein Feedback geben. Dem Wunsch nach Techniktipps für die Abfahrt kam Thomas direkt nach. Als wir nacheinander den Hang hinunterfuhren, hatte er für jeden ein paar hilfreiche Worte parat. Der Schnee war heute besser als gestern, wenngleich nicht so schön pulvrig wie am ersten Tag. Trotzdem genossen wir unsere letzte Abfahrt in vollen Zügen, bevor es schließlich ans Einpacken und Heimfahren ging.

Es waren drei wunderschöne Tage. Vielen Dank an alle, insbesondere an unsere Guides Tanja und Thomas, die das Abenteuer mit uns gewagt haben! Sie behielten auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf und haben uns vieles beigebracht.

Text + Bild: Annika Röcker

 

Zurück