Von ersten Schritten zu großen Träumen

Nichts weniger als sein sportlicher Lebenstraum ist für Werner Rösch beim Weltcup in Ruhpolding in Erfüllung gegangen. „Mit Zentren wie Oberhof oder Ruhpolding mitzuhalten, davon hätten wir vor 40 Jahren nicht mal träumen können. Wir haben uns doch schon gefreut, einen Athleten in die Nähe des Landeskaders zu bringen“, resümiert Werner Rösch.

Der Begründer des Ulmer Biathlons äußerte sich am Sonntag immer noch voll des Lobes über Julia Tannheimer, die als allererste Ulmer Winterzweikämpferin in Ruhpolding den Sprung in den Weltcup geschafft hatte. Und was für eine glänzende Premiere: Die 18-Jährige, die erst im Dezember im IBU-Cup, der zweiten Liga, debütierte, hatte vor allem im Sprint mit Platz 15 und auch in der Verfolgung mit Rang 33 für großes Aufsehen gesorgt. Rösch hatte die Starts mit seiner Frau Christa vor Ort verfolgt: „Im Sprint war das ein Spitzenergebnis, und auch am Sonntag war das eine Topleistung, die Julia abgeliefert hat.“

Für Rösch die größte Freude

Der bislang größte Erfolg in der Ulmer Biathlon-Geschichte? „Ja, das ist meine größte Freude, aber ich habe mich auch über die Junioren-WM-Titel sehr gefreut“, bilanziert der 79-Jährige, der bis Oktober 2021 die Geschicke der Skiabteilung im DAV Ulm 22 Jahre lang als Vorsitzender leitete.

Welch unterschiedliche Welt bei den Ursprüngen in den 80er-Jahren, als Rösch sich anschickte, in Dornstadt – fast im Flachland – Biathlon anzusiedeln. Eigentlich eine verrückte Idee, das muss auch der Mann einräumen, der vom Landessportverband Baden-Württemberg unter den „Trainern des Jahres 2013“ mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden ist.

Visionen… Stück für Stück ging es mit nie erlahmendem Engagement und großer Hartnäckigkeit nach oben. 2005 wurde hinter der Rommelkaserne eine Biathlon-Anlage eingeweiht: mit zunächst jeweils acht Kleinkaliber- und Luftgewehr-Bahnen sowie einer 350-m-Laufstrecke für Skiroller. Sogar Kunstschnee wurde ab 2010 produziert.

„Ohne die Stadt Ulm wäre es überhaupt nicht gegangen. Am Anfang hat sie sich schwer überwinden müssen, das alles mitzumachen“, weiß Rösch. Darüberhinaus gewann er finanzkräftige Sponsoren. Im vergangenen Oktober wurde im Pistenbully-Zentrum das neue Funktionsgebäude eingeweiht, ein 2,1-Millionen-Euro-Projekt, das in nur 13 Monaten entstand. „Wir haben jetzt eine Trainingsstätte wie Klein-Ruhpolding“, freut sich Rösch.

Über den unaufhaltsamen Aufstieg der Ulmer Underdogs aus dem kleinen Stützpunkt des Schwäbischen Skiverbands, erst in die baden-württembergische Spitze, dann hinein in die Elite des deutschen Nachwuchses und auch international erfolgreich, staunte Biathlon-Deutschland zunehmend.Um Kinder für die Sportart zu begeistern, war Rösch in sechs Grundschulen gegangen. Er organisierte in den dritten und vierten Klassen Wettkämpfe, holte die besten Schüler in den Verein und bildete Schülermentoren aus. Etliche dieser Mentoren wurden später Trainer in Dornstadt. Den größten Talenten wurde der Übergang ins Ski-Internat Furtwangen (Skif) ermöglicht.Ein rasanter Aufstieg – und das ausschließlich mit ehrenamtlichen Trainern, darunter auch Röschs Sohn Matthias. „Wenn man in anderen Zentren sieht, was da an hauptamtlichen Trainern rumläuft, da guckt man schon neidisch“, gibt Rösch zu bedenken. Und dennoch: Anderswo fehlt es an Nachwuchs, in Dornstadt hingegen können sie gar nicht alle Kinder aufnehmen.

Also über die Jahre alles richtig gemacht? „Ja, sonst hätten wir die Ergebnisse nicht“, antwortet Rösch, „es war der richtige Weg, was wir bis jetzt gemacht haben.“ Ohne Rösch, das ist klar, wäre das kleine Ulmer Sportwunder niemals möglich gewesen. Soviel steht fest: Was er in Dornstadt aufgebaut hat, ist sein sportliches Lebenswerk.

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