Zweimal Top Sechs - das kann sich sehen lassen
Philipp Lipowitz hat sich ein kleines bisschen geärgert am zweiten Tag der Deutschen Meisterschaften der Biathleten am Arber. Da war der 22-Jährige vom DAV Ulm gerade im Sprint auf den siebten Platz gelaufen, den er am Sonntag in der Verfolgung wiederholte. Im Einzel zum Auftakt war er sogar Sechster geworden. Der Junioren-Weltmeister hat angeklopft bei den Herren um Erik Lesser und Benedikt Doll. Auch wenn es „nur“ ein Wettkampf auf Skirollern war. Aber alles, was Rang und Namen hat, war dabei und durchaus mit einigen Ambitionen am Start.
„Mein Ziel war mich mit den A- und B-Kader-Athleten zu messen und vielleicht sogar den ein oder anderen hinter mir zu lassen“, sagte Lipowitz. Mission erfüllt. Die Laufform stimmt ihn zuversichtlich: „Aber am Schießstand möchte ich konstant über 90 Prozent bleiben.“ Das ist auch der Grund für den spontanen Ärger. Wenn er sich einen seiner beiden Fehler gespart hätte, wäre der Titel drin gewesen. Denn Sieger Marco Groß leistete sich nur einen und lag im Ziel ganze 21 Sekunden vor dem Ulmer. Aber so ist das nun mal in diesem Sport, in dem so viele Komponenten zusammen passen müssen.
Wie nah Freud und Leid beieinander liegen, hat an diesem Wochenende Mareike Braun erfahren. Am Freitag war sie noch niedergeschlagen, weil sie mit Rückenschmerzen aussteigen musste. Doch die 21-Jährige gilt als Stehauf-Mädchen der Szene, immer wieder von Verletzungen und Krankheiten gebremst, hat sie sich auch an diesem Wochenende eindrucksvoll zurück gekämpft. Mit Platz elf im Sprint und einer grandiosen Verfolgung, die erst auf dem vierten Platz endete – zwischen Vanessa Hinz (3.), Denise Herrmann (5.) und Franziska Preuß (6.).
„Einfach mal bei den Frauen so zwischendrin mitlaufen ist mega“, fasste sie das Gefühl zusammen. Noch dazu endlich wieder vor Zuschauern, denn die Tribünen waren gut besucht. Trotzdem behielt Mareike Braun am Schießstand kühlen Kopf. Nach zwei Fehlern im ersten Schießen fielen bei den anderen drei alle Klappen. Sie kam Stück für Stück nach vorn. Denn die hochdekorierte Konkurrenz patzte bis auf Vanessa Voigt und Franziska Hildebrand. „Ich hab’ mir für die letzten beiden Schüssen bewusst mehr Zeit gelassen“, erzählt Mareike Braun. Es hat sich gelohnt. Mit einem Platz bei der Siegerehrung habe sie nicht gerechnet, auch wenn sie „sehr gut“ durch den Sommer gekommen sei.
Ihre Zwillingsschwester Sabrina Braun hatte dagegen erst am Dienstag entschieden, dass sie nach einigen gesundheitlichen Problemen überhaupt starten würde: „Ich bin mitgegangen, dass ich nach dem schlechten Winter einfach ein paar Wettkampfkilometer sammeln konnte. Hohe Ansprüche hatte ich nicht.“
„Jetzt mach ich erst einmal eine Woche Urlaub“, sagte Philipp Lipowitz nach den kräftezehrenden drei Tagen. Danach geht es in den Endspurt der Vorbereitung Richtung Winter. Das Ziel ist klar der IBU-Cup – und dann schaut man weiter. Die Braun-Schwestern dürfen in dieser Saison noch in der Junioren-Klasse starten, doch auch sie liebäugeln neben dem IBU-Junior-Cup mit Starts bei den „Erwachsenen“.